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Gender Curriculum Kunstgeschichte, Kunstwissenschaft, Kunst

Fach: Kunstgeschichte, Kunstwissenschaft, Kunst
Fächergruppe/n: Kunst, Kunstwissenschaft

Lehrziele:

Die Studierenden lernen Geschlecht und sexuelle Orientierung als Analysekategorien kennen. Es werden grundlegende Ansätze, Methoden und Theorien nahegebracht, die Geschlecht und sexuelle Orientierung als gesellschaftliche und symbolische Ordnung auffassen und deren Verbindungen zum Kunstsystem aufzeigen. Damit verbunden soll die Intersektionalität der Kategorien Geschlecht und sexuelle Orientierung mit weiteren Differenzkategorien wie „Race“ bewusstgemacht werden. Die so erworbenen Denkmodelle sollen die Studierenden als kritische Instanz in den Künsten, der Kunstpraxis, den Kunst- und Kunstinstitutionen anwenden lernen.

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Lehrinhalte/fachspezifische Inhalte der Geschlechterforschung:

Geschlechterforschung in der Kunstwissenschaft hat nicht nur zum Ziel, den Kanon zu revidieren, sondern dessen Prämissen zu hinterfragen. Sie versteht Kunst als Teil einer visuellen Kultur, in der wiederum Geschlecht und sexuelle Orientierung entscheidende Faktoren sind. Die strukturellen Bedingungen für Kunstproduktion und Autor_innenschaft, eine kritische Institutionsgeschichte, das Bild der Frau, des Körpers undsowie „Race“ sind die wichtigsten Forschungsthemen. Judith Butlers performativer Ansatz hat seit den frühen 1990er Jahren entscheidende Impulse gesetzt, die von den Queer Studies fortgesetzt werden. Herausforderung ist es, die Intersektionalität von Geschlecht mit anderen Faktoren („Race“, sexuelle Orientierung) zu berücksichtigen und für die Kunstwissenschaft fruchtbar zu machen.

Revision des Kanons

Zu Beginn der Geschlechterforschung in der Kunstwissenschaft ging es um die Aufdeckung der Mechanismen, die für den systematischen Ausschluss von Frauen aus den Kunstakademien, Museen und der Kunstgeschichtsschreibung verantwortlich waren. Die durch die Geschlechterforschung forcierte Ergänzung desDer Kanons der Kunstgeschichte mit Künstlerinnenwird damit  ist jedoch nur ein erster Schrittdurch die Geschlechterforschung nicht nur durch Künstlerinnen ergänzt. Ebenso werden die Prämissen dieses Kanons hinterfragt, und neue Kriterien gefordert und aufgestellt. Inspiriert waren diese Forschungen von einer an der Psychoanalyse ausgerichteten Kunstgeschichte, die Kritik am männlichen Geniekult übte und den Herangehensweisen einer sozialwissenschaftlichen Kunstgeschichte, die die Entstehung von Kunstwerken im Kontext ihres gesellschaftlichen und politischen Umfelds verortete.

Körperwissen und Körperbilder

Die Frage nach der Repräsentation des weiblichen Körpers in der visuellen Kultur war für die Geschlechterforschung in der Kunstgeschichte zentral. Repräsentationen von Weiblichkeit und Männlichkeiten strukturieren und produzieren die „Wirklichkeit“ der Geschlechtererfahrung mit; beide sind voneinander abhängig. Hier war die Rezeption feministischer Filmwissenschaft entscheidend, die sich mit der filmischen Konstruktion von „Blickwinkeln“ und der Repräsentation von Frauen und Frauenkörpern im Film auseinandersetzte. 

Performativität, Queer Theory und Männlichkeitsforschung

Judith Butlers Ansatz, Geschlecht und Sexualität als performativ aufzufassen beeinflusste die Geschlechterforschung in der Kunstgeschichte entscheidend. Butlers Forschungsansatz und die der Queer Theory basieren auf einer politischen, dekonstruktivistischen Lesart sexueller Orientierung und Geschlecht. Diese Lesart macht sich auch die kritische Männlichkeitsforschung in der Kunstgeschichte zu eigen, die es zum Ziel hat die Mechanismen aufzudecken, die für das Zustandekommen des männlich dominierten Kunstsystems verantwortlich sind. Zudem wird die paradoxe „Unsichtbarkeit“ des männlichen Geschlechts und des männlichen Körpers thematisiert.

Herausforderung Intersektionalität

Neben den Faktoren Geschlecht und sexuelle Orientierung ist es zudem der Faktor „Race“, dem sich die Geschlechterforschung der Kunstwissenschaft mithilfe der Rezeption der Ansätze der Postcolonial Studies angenommen hat. Wie werden rassistische Strukturen in der Kunst und Kunstwissenschaft reproduziert und welche Muster gibt es dafür? Wie kreuzen sich die Faktoren Geschlecht und „Race“ (und/oder sexuelle Orientierung) in der Produktion von Künstler_innen?

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Integration der Inhalte der Geschlechterforschung in das Curriculum:

Die Geschlechterforschung behauptet sich in den Kunst- und Kulturwissenschaften als kritische Instanz. Von daher sollten ihre Inhalte in die künstlerischen und kunsthistorischen Studienfächer integriert werden.* Ist die Infrastruktur durch entsprechende Vertreterinnen und Vertreter gegeben, bietet sich die Möglichkeit, auf allen curricularen Ebenen Angebote dieser Themenrichtung bereitzustellen. Ist diese ideale Form der Integration nicht gesichert, empfiehlt sich die Einrichtung eines "„Gender-Moduls",”, das das Themenspektrum der kunsthistorischen Geschlechterforschung in den drei vier oben skizzierten Hauptrichtungen abdeckt.

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Studienphase:

Um die Studierenden von Anfang an mit dem kritischen Potenzial der Geschlechterforschung vertraut zu machen, gehört die kunsthistorische Geschlechterforschung sowohl in die grundständigen Studiengänge des Bachelors als auch zur Vertiefung in den Masterstudiengang.**

 

 

* Dieser Abschnitt basiert auf der vorherigen Version des Curriculums von Carola Muysers: Studie des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW Nr. 14, S. 317

** Dieser Abschnitt entspricht der vorherigen Version des Curriculums von Carola Muysers: Studie des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW Nr. 14, S. 317