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Gender Curriculum Raumplanung und Stadtplanung

Fach: Raumplanung, Stadtplanung
Fächergruppe/n: Ingenieurwissenschaften

Lehrziele:

In Raum- und Stadtplanung machen fachspezifische Inhalte aus der Frauen- und Geschlechterforschung Studierende mit theoretischen Konzepten zum Wechselverhältnis von Raum- und Geschlechterbeziehungen und zu deren Ko-Konstitution vertraut. Studierende werden in die Lage versetzt, empirische Beobachtungen in den jeweiligen zeithistorischen, politischen und soziokulturellen Kontexten zu analysieren. Dadurch lassen sich Kontingenzen erkennen, so dass Studierende neue Perspektiven auf aktuelle planerische Herausforderungen entwickeln können. Die Diskussion und Anwendung von Methoden/Instrumenten des Gender Planning stärken Kreativität, Handlungswissen und Handlungskompetenz der Studierenden und regen sie zu einer kritischen Reflexion ihrer professionellen Praxis an.

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Lehrinhalte/fachspezifische Inhalte der Geschlechterforschung:

Fachteile/-gebiete:

Raum- und Stadtplanung sind Fächer mit einer großen Bandbreite an Fachgebieten. In der Lehre werden erstens gesellschafts- und umweltwissenschaftliche, rechtliche und methodische Grundlagen vermittelt. Zweitens geht es um Theorien für und über Planung im engeren Sinne sowie deren historische Entwicklung. Drittens werden über die inhaltlichen, methodischen und handwerklichen Grundlagen hinaus auch Spezialisierungen in planerischen Handlungsfeldern (z. B. Wohnungswesen, Städtebau, Landschaftsplanung, Verkehrsplanung, Gewerbeplanung) ermöglicht. Fachspezifische Inhalte aus den Gender Studies sind in allen diesen Bereichen relevant.

1. Grundlagen

Raum- und Stadtplaner*innen nehmen Einfluss auf die Gestaltung von Siedlungs- und Lebensräumen, um politisch definierte Ziele zu erreichen. Dabei steht ihnen ein spezifischer rechtlicher und methodischer Handlungsrahmen zur Verfügung. Planer*innen handeln vor dem Hintergrund sozialer, ökonomischer, ökologischer, politischer und kultureller Rahmenbedingungen, die sie z. T. nicht beeinflussen können, die aber dennoch den „Erfolg“ oder „Misserfolg“ planerischen Handelns prägen. Es ist daher unerlässlich, Studierende mit diesen Rahmenbedingungen vertraut zu machen und dabei gleichzeitig die Kontingenz dieser Rahmenbedingungen im Blick zu behalten.

Lehrinhalte aus den Gender Studies tragen dazu bei, den planerischen „Wissenskanon“ zu hinterfragen, kritisch zu reflektieren und zu erweitern. Dies betrifft sowohl die Dekonstruktion von Konzepten, die in der Planung traditionell auf spezifische Weise definiert werden, als auch die Auseinandersetzung mit empirischen Beobachtungen über geschlechtsspezifische Raumnutzungs- und -aneignungsmuster.

Feministische Analysen von Konzepten wie „Wohnen“, „Arbeit“, „Familie“ und „Mobilität“ bieten in der Lehre neue Lesarten sozioökonomischer Zusammenhänge an. Sie lassen erkennen, dass heutige Raum- und Siedlungsstrukturen nicht nur auf spezifische industriekapitalistische Erfordernisse zurückzuführen, sondern auch eng mit einer bürgerlichen Geschlechterordnung und geschlechterspezifischer Arbeitsteilung verknüpft sind. Der Wandel von Raum- und Siedlungsstrukturen von den Ursprüngen industriekapitalistischer Produktion bis in die heutige Zeit ist nicht zu verstehen ohne ein Verständnis dieses engen Wechselverhältnisses. Ein Beispiel ist der demographische Wandel, dessen Folgen für Städte und Regionen seit Jahren mit zunehmender Dringlichkeit diskutiert werden, dessen raumstrukturelle Ursachen in Zusammenhang mit Geschlechterrollen, sozialen Infrastrukturen oder geschlechterspezifischer Segregation auf den Arbeitsmärkten aber immer noch zu wenig reflektiert werden. Ein zweites Beispiel ist die Diskussion um Ursachen und Folgen des globalen Umwelt- und Klimawandels und um eine „nachhaltige Entwicklung“, in der gesellschaftliche Naturverhältnisse und damit Konsum- und Produktionsverhältnisse aus einer feministischen Perspektive grundsätzlich in Frage gestellt werden. Eine Integration dieser Perspektiven in die Lehre ermöglicht nicht nur ein umfassenderes Verständnis für die Rahmenbedingungen planerischen Handelns, sondern auch einen neuen Blick auf potenzielle Lösungsansätze.

Neben neuen konzeptionellen Zugängen bieten Gender Studies auch empirische Erkenntnisse an, die in der Lehre zu vermitteln sind und den Blick der Studierenden für soziale Ungleichheit und gesellschaftliche Differenzierung sowie für Mechanismen und Prozesse gesellschaftlicher Privilegierung und Diskriminierung unterschiedlicher Gruppen schärfen. Themen sind die geschlechterspezifische Segregation in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (Erwerbsarbeitsmärkte, Care, politische Öffentlichkeiten), die anhaltende Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern und deren Folgen für gesellschaftliche Positionen, Ressourcen, Rollen und Handlungsspielräume (Einkommen, soziale Sicherheit). Ein Fokus auf die soziale Konstruktion gesellschaftlicher Strukturen lenkt die Aufmerksamkeit der Studierenden sowohl auf die Bedeutung individuellen Handelns für Stabilität und Wandel von Raum- und Geschlechterverhältnissen als auch auf die sozialen (planerischen) Kontexte für dieses Handeln.

Theoretische und empirische Erkenntnisse sind auf verschiedenen territorialen Ebenen zu untersuchen. Das Konzept der „Globalisierung“ lässt sich einerseits theoretisch hinterfragen, andererseits aber auch empirisch für die Analyse der (Re-)Produktion von Geschlechterordnungen nutzen. Gleiches gilt für Ansätze zur Beschreibung und Erklärung von Migrations- und Integrationsprozessen. Skalen werden – ebenso wie Grenzen – aus feministischer Sicht nicht als gesetzt betrachtet, sondern vor dem Hintergrund ihrer politisch-planerischen Instrumentalisierung bei der Stabilisierung oder Neustrukturierung gesellschaftlicher Verhältnisse kritisch hinterfragt.

2. Planungstheorien

Feministische Planungskritik richtete sich ursprünglich gegen rationalistische Planungstheorien, die Planung als technokratische Disziplin von Fachleuten konzipierten und davon ausgingen, ein kollektives Gemeinwohl definieren und auch umsetzen zu können. Mit Hilfe feministischer Analysen lassen sich viele Annahmen dekonstruieren, die prominenten Planungstheorien bis heute zugrunde liegen, z. B. die Norm des Kleinfamilienhaushalts, die Trennung von (bezahlter) Erwerbs- und (unbezahlter) Familienarbeit oder die Arbeitsteilung der Geschlechter. Dadurch wird einerseits die vermeintliche Objektivität und Ideologiefreiheit rationalistischer Ansätze als Mythos erkennbar und andererseits auf die hohe Bedeutung von Positionen und Positionierungen verwiesen, von denen aus geplant und über Planung gesprochen wird. Auch die feministische Reflexion aktueller kommunikativer Planungstheorien bringt Mechanismen der Reproduktion von Machtverhältnissen zum Vorschein.

Der Ansatz der Dekonstruktion bezieht sich entsprechend auch auf die häufig negierte bzw. vermeintlich zu überwindende Parteilichkeit von Planung. Anhand von Beispielen kann gezeigt werden, dass der Anspruch einer Planung „für alle“ häufig nicht einzulösen ist. Gesellschaftliche Differenzierung spielt daher für feministische Planungstheorien eine zentrale Rolle und bezieht in der Lehre auch intersektionale und postkoloniale Raum- und Planungsanalysen ein.

Für ein besseres Verständnis der Kontingenz von Definitionen und Leitlinien der Planung dienen die Vermittlung historischer Planungsbeispiele sowie die Auseinandersetzung mit Lebensläufen von Planerinnen und Architektinnen, die in der Planungsgeschichte deutlich weniger Aufmerksamkeit erfahren als diejenigen ihrer männlichen Kollegen. Sowohl in den USA als auch in Europa waren feministische Vordenkerinnen bereits gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Entwicklung neuer Visionen für Städtebau und Architektur beteiligt, die allerdings bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein in Vergessenheit gerieten. In Zeiten, in denen gerade für das Wohnungsthema nach neuen Leitbildern und Handlungsansätzen gesucht wird, trägt die Erinnerung an diese Vordenkerinnen und auch an Modellprojekte aus der Zweiten Frauenbewegung dazu bei, den Studierenden Wohnalternativen bildlich vor Augen zu führen.

3. Fachgebiete

Für die einzelnen Fachgebiete sind folgende Themen von großer Bedeutung.

  • Wohnen/Wohnungsbau ist von Beginn an ein Kernthema feministischer Raum- und Planungsforschung. Bereits aus der Ersten Frauenbewegung heraus wurden Impulse in Architektur und Stadtplanung gegeben, die z. T. heute von alternativen gemeinschaftlichen Wohnprojekten wieder aufgegriffen werden. Darauf aufbauend, sind in Lehrveranstaltungen auch Raumstrukturen für eine neue gesellschaftliche Arbeitsteilung und für neue Formen der Vergemeinschaftung zu diskutieren.
  • Reproduktions- und Familienarbeit ist in starkem Maße von einem ausreichenden Angebot an unterstützenden Dienstleistungen und Infrastrukturen abhängig. Die Funktionstrennung der Nachkriegszeit und der Fokus auf Automobilität verhinderten die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit. Das Leitbild der Stadt der kurzen Wege ist zwar heute unumstritten, dennoch mit Blick auf die Wohnumfeldgestaltung für Ältere und Pflegebedürftige ausbaufähig.
  • Die Unterscheidung zwischen Öffentlichkeit und Privatheit stellt einen zentralen Ausgangspunkt für feministische Kritik dar, die auch auf die Ordnung von Räumen und die Freiraumplanung übertragen wurde. Hierbei geht es um Aspekte wie Raumnutzung und -aneignung, (halböffentliche) Gemeinschaftsräume für die Begegnung und soziale Kontrolle ebenso wie um Angsträume und Sicherheit.
  • Geschlechterspezifisches Mobilitäts- und Verkehrsverhalten äußert sich z. B. in Wegeketten, bei der Verkehrsmittelwahl sowie bei zeit- und personengebundenen Mobilitätsbarrieren. Aktuelle empirische Beobachtungen lassen auf Brüche und Kontinuitäten schließen, die durchaus ambivalent zu bewerten sind. Insbesondere durch die Analyse der soziokulturellen Bedeutung von Mobilität und Verkehr lassen sich hier Erklärungsmuster verdichten, die z. B. mit Blick auf eine nachhaltige Entwicklung von Bedeutung sind.
  • Die geschlechterspezifische Segregation der Erwerbsarbeitsmärkte erfordert ein besonderes Augenmerk auf die sich daraus ergebenden Raumnutzungsmuster, den Bedarf an Infrastrukturen (z. B. Verkehrsanbindung, Versorgung) und Nutzungsmischung sowie die Folgen für regionale und lokale Wertschöpfung. Darauf aufbauend, sollen Studierende für die Anforderungen an die Siedlungs- und Gewerbeplanung bzw. die Wirtschaftsförderung sensibilisiert werden.
Theoretische und methodische Zugänge:

Fachspezifische Erkenntnisse aus den Gender Studies decken heute die gesamte Bandbreite der Fachgebiete im Planungsstudium ab (s. o.). Interessanterweise ist sowohl in der Forschung als auch in der Lehre häufig ein doppelter Zugang zu beobachten: (a) aus einer spezifischen Fachperspektive heraus auf Gender und (b) aus einer feministischen oder Gender-Perspektive heraus auf das jeweilige planerische Fachgebiet (z. B. Wohnungs- und Städtebau, Verkehrs- oder Freiraumplanung). Auch wenn es vielfältige Bezüge und Überschneidungen gibt, lassen sich in der Regel je nach Zugang sowohl die theoretischen Perspektiven als auch die methodischen Herangehensweisen, die in der Lehre vermittelt werden, idealtypisch unterscheiden.

  • Ad a) In vielen Studien, die aus einer Fachperspektive heraus Geschlechterverhältnisse thematisieren, spielt die traditionelle Unterscheidung zwischen Männern und Frauen nach wie vor eine wichtige Rolle. Das Ziel planerischer Interventionen ist in dem Fall die Gleichstellung zweier Geschlechter, insbesondere durch die stärkere Berücksichtigung weiblicher Raumnutzungs- und -aneignungsmuster, die Beförderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf („Stadt der kurzen Wege“, Ausbau nicht-automobiler Mobilität) und höhere Aufenthaltsqualitäten von Räumen (Vermeidung von Angsträumen, nutzungsgerechte Freiraumplanung). In der Lehre werden Studierenden empirische Erkenntnisse und Zusammenhänge vermittelt sowie Leitfäden und Kriterienkataloge an die Hand gegeben, die Planungen mit Blick auf ihre „Frauen-/Gendergerechtigkeit“ überprüfbar machen.
  • Ad b) Feministische Studien über Planung bzw. einzelne Fachgebiete fragen häufiger nach der sozialen Konstruktion von Geschlecht(errollen) und den Wechselwirkungen zwischen der Konstitution von Räumen und Geschlechtern. Ihr Interesse ist weniger auf praktische Leitlinien für Planung gerichtet als vielmehr auf die Dekonstruktion planerischer Praxis bzw. ihr zugrundeliegender Normen und Ideologien. Dazu zählt z. B. die Heteronormativität von Planung, die sich in typischen Zielgruppenbeschreibungen und Normalitätsverständnissen widerspiegelt.

In der Lehre sind beide Zugänge von hoher Relevanz, ergänzen und überlagern sich. Der Zugang aus einer Fachperspektive heraus erlaubt in der Regel eine bessere Anschlussfähigkeit an die Fachdiskussionen im „Mainstream“ und ist eher mit „handfesteren“, aus Erfahrungswissen abgeleiteten Geschlechter- und Raumkonzepten verknüpft. Feministische Zugänge zu den Planungsfächern betonen hingegen deren Rolle für eine gesellschaftliche Transformation und sind weniger mit den praktischen Herausforderungen des professionellen Alltags befasst als mit der Weiterentwicklung konzeptioneller Zugänge. Aktuell ist zu beobachten, dass mit neuen Ansätzen des „Gender Planning“ (als Gender Mainstreaming in der Planung) die „praktische“ Seite mit einem eher gleichstellungsorientierten Fokus an Bedeutung gewinnt, während das „strategische“ Ziel gesellschaftlicher Transformation nur eine Nebenrolle spielt. Allerdings zeichnet sich ab, dass sich dies in naher Zukunft wieder ändern könnte.

Professionsaspekte:

Die Fachkultur der Stadt- und Raumplanung ist hinsichtlich der damit verbundenen professionellen Geschlechterbilder noch wenig erforscht, auch wenn aktuelle planungs- und architekturhistorische Arbeiten, Ausstellungen und Tagungen zeigen, dass sich in der Planungsprofession ungleiche gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten ebenso niederschlagen wie in anderen Professionen auch. Die regelmäßige Absolvent*innen-Befragung der Fakultät Raumplanung an der Technischen Universität Dortmund zeigt Unterschiede zwischen Absolvent*innen bei der Studienplanung, dem Berufseinstieg, den Karriereverläufen (Einkommen, Positionen) und den Tätigkeitsfeldern in den ersten fünf Jahren nach dem Berufseinstieg. Es gilt, in der Lehre diese Unterschiede bewusst zu machen und die Studierenden zur (Selbst-)Reflexion anzuregen, indem die in vielen Professionen zu beobachtenden Schließungsmechanismen im Bildungssystem und auf dem Erwerbsarbeitsmarkt thematisiert werden. Dabei spielen intersektionale Perspektiven eine wichtige Rolle.

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Integration der Inhalte der Geschlechterforschung in das Curriculum:

In Stadt- und Raumplanung sind sowohl eigene Gender-Module als auch die Verankerung als Querschnittsthema denkbar. Eine Integration der Inhalte in Lehrveranstaltungen verschiedener Module hat den Vorteil, dass die kritische Perspektive der Gender Studies von vornherein selbstverständlicher Bestandteil der Ausbildung wird. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass dies von allen Lehrenden gewünscht wird und durchgängig möglich ist. Insofern ist die Ausweisung von Gender-Lehrveranstaltungen innerhalb von Modulen eine gute Möglichkeit, um Bezüge zwischen planerischem Handlungswissen und feministischen Zugängen zu vermitteln, auch wenn damit die Ansprüche an die von Studierenden erwarteten Transferleistungen steigen.

In den Grundlagenfächern (z. B. Modul zu gesellschaftlichen Grundlagen) kann eine einführende Vorlesung „Raum und Gender“ unterschiedliche thematische Bezüge zwischen Gender Studies und Raumplanung herstellen. Der Fokus kann auf theoretische Konzepte, empirische Analysen und methodische Zugänge gelegt werden. Wichtig ist dabei deren jeweilige Einordnung in den zeithistorischen Kontext und die Herausarbeitung von Strukturen und Mechanismen, die die Ko-Konstitution von Räumen und Geschlechtern in der Vergangenheit geprägt haben und bis heute prägen. Themen sind z. B.

  • Die soziale Konstruktion von Gender, Intersektionalität
  • Wohnen und Arbeiten
  • Krise der Reproduktionsarbeit/demographischer Wandel
  • Geschlechter-Imaginationen
  • Raumaneignungsmuster, Freiräume, Öffentlichkeit und Privatheit
  • Queer Spaces
  • Gender, Mobilität und Verkehr
  • Gender, Migration und Diversity

Bei den planungstheoretischen Grundlagen können feministische Perspektiven eine kritische Haltung gegenüber häufig unhinterfragten planerischen Konzepten vermitteln. Dies kann z. B. im Rahmen eines Vorlesungsseminars, bei dem die Studierenden selbst Transferleistungen erbringen, erfolgen. Feministische Planungstheorien können hier in Bezug zu anderen Planungstheorien gesetzt werden. Es geht dabei weniger darum, die eine „richtige“ Perspektive zu vermitteln, als vielmehr die unterschiedlichen Prämissen und Anschlussfähigkeiten für Akteure und planerische Problemstellungen herauszuarbeiten.

Eine weitere Veranstaltung zu „Gender Planning“ (z. B. als Übung oder Seminar im Wahlpflichtbereich) kann den Transfer in die Praxis aktiv vorantreiben. Zur Illustration sind praktische Übungen zur Erfahrung intersektionaler Privilegierungen/Diskriminierungen, aber auch praktische Beispiele aus Städtebau und Freiraumplanung hilfreich. Allerdings besteht hier die Gefahr, dass „best practice“ losgelöst von feministischen Konzepten analysiert wird und damit die Bezüge zwischen feministischer Kritik und planerischer Praxis verloren gehen. Die Grenzen zu Inklusion/Barrierefreiheit, Alltagstauglichkeit, Vereinbarkeit und anderen Konzepten sind hier häufig fließend.

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Studienphase:

Planungsstudiengänge im Bachelor sind in Deutschland unterschiedlich aufgebaut und können entweder sechs oder acht Semester umfassen. Entsprechend hängt es von der allgemeinen Lehrkapazität ab, welche Anteile im Bachelor und welche im Master verankert werden können. Alle Inhalte eignen sich grundsätzlich bereits für eine frühe Phase im Bachelor-Studium. Grundlagen zu Raum und Gender können in Verbindung mit sozialwissenschaftlichen Grundlagen/Stadt- und Regionalsoziologie gelehrt werden. Die Übung zu Gender Planning kann entweder in Verbindung mit dieser Vorlesung unterrichtet werden, damit den Studierenden der Praxisbezug direkt vermittelt wird, oder sie kann als eigene Vertiefungsrichtung angeboten werden. Die Integration planungstheoretischer Inhalte erfolgt an entsprechender Stelle im Studium; Grundlagenwissen ist hier sicherlich hilfreich für ein besseres Verständnis, so dass ein Zeitpunkt im letzten Bachelor-Studienabschnitt sinnvoll erscheint.