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Gender Curriculum Theaterwissenschaft

Fach: Theaterwissenschaft
Fächergruppe/n: Kunst, Kunstwissenschaft

Lehrziele:

Die Studierenden sollen

  • mit grundlegenden Problem- und Fragestellungen, Theorien, Methoden sowie der Geschichte der Genderforschung vertraut gemacht werden
  • ein historisches und gegenwartsbezogenes Wissen in Bezug auf Gender in darstellenden Kunstformen (Sprech- und Musiktheater, Tanz, Performancekunst, Kleinkunst) vermittelt bekommen
  • ein (kritisches) Bewusstsein über die Performativität und Theatralität von Geschlecht ausbilden und zwar sowohl in Bezug auf darstellende Künste als auch hinsichtlich sozialer Situationen in Alltag, Politik, Medien oder Populärkultur  
  • eine analytische Kompetenz in Bezug auf Geschlechterinszenierungen in Geschichte und Gegenwart entwickeln
  • die Kategorie Gender im Zusammenwirken mit anderen Kategorien (sex, race, class, age, dis/ability etc.) sowie mit übergeordneten Konzepten wie Intersektionalität und Diversität verstehen und (kritisch) anwenden

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Lehrinhalte/fachspezifische Inhalte der Geschlechterforschung:

Der Schwerpunkt theaterwissenschaftlicher Geschlechterforschung liegt in der Untersuchung von Gender in den darstellenden Künsten sowie in theatralen Situationen des Alltags (Rituale, Feste, Konzerte, politische Aktionen oder Bewegungen) von der Antike bis zur Gegenwart. Die Lehrinhalte bzw. fachspezifischen Inhalte der Geschlechterforschung können in fünf Bereiche gegliedert werden:

1. Theoretische und methodische Grundlagen der Gender Studies im Kontext von Theater-, Tanz-, Medien- und Kulturwissenschaft:

  • Einführung in zentrale Begriffe (Sex, Gender, Begehren, Differenz, Identität, Alterität, Normativität, Naturalisierung, Konstruktion/Konstruktivismus, Macht, Hierarchie, Heteronormativität, Zweigeschlechtlichkeit u.a.)
  • Einblicke in grundlegende Fragestellungen und Definitionen von Geschlecht in Theorien bzw. Disziplinen, die für theater- und kulturwissenschaftliche Diskurse besonders relevant waren/sind wie: Écriture feminine, dekonstruktiver Feminismus, feministische Filmtheorie, Konzepte der Psychoanalyse, Diskursanalyse, Performativitätstheorien, Queer Theory, feministische und queere Performancetheorie, Männlichkeitstheorien, Postkoloniale Theorien, Theorien der Intersektionalität
  • Verhältnis und Zusammenhang von Gender-Konzepten mit theaterwissenschaftlichen Grundbegriffen wie Performativität, Performance, Körperlichkeit/Verkörperung, Rolle, Theatralität, Inszenierung, Aufführung, Maske/Maskerade (u.a.)
  • Methoden und Instrumentarien der Geschlechteranalyse in Bezug auf historische und gegenwärtige Zusammenhänge

2. Gender in Theater- und Kulturgeschichte:

  • Einführung in die abendländische Geschichte der Geschlechter von der Antike bis zur Gegenwart sowie in die (westliche) Geschichte der Gender Studies
  • historische Veränderungen geschlechtsspezifischer Darstellungen auf der Bühne;
  • Theater- und Kulturgeschichte von Frauen auf und hinter der Bühne (geschlechtsspezifische Arbeitsbedingungen, Vorurteile, Ge- und Verbote sowie Bewertungen, Theater-, Frauen- und Genderfeindlichkeit u.a.)
  • Geschlecht und Institutionengeschichte
  • Gender in Schauspieltheorien und schauspielerischer Praxis vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart (Zwei-Geschlechtsmodell, bürgerliche Kultur/Familie, Heteronormativität, geschlechtsspezifische Inszenierungsweisen und Körpertechniken, Theorie der Geschlechtscharaktere etc.)
  • Geschlechterwechsel auf der Bühne von der Antike bis zur Gegenwart (Konzepte der Hosenrolle/Travestie/Cross-Dressing, Drag, Maskerade, Veruneindeutigung, Queerness)
  • Geschichte, Theorien und Formen der Komik (Ironie, Parodie, Satire, Witz etc.) im Zusammenhang mit Gender etwa in sogenannter Kleinkunst (Kabarett, Comedy, Puppen-, Figuren oder Marionettentheater)
  • Feministische Performancekunst seit den 1960er Jahren bis zur Gegenwart

3. Geschlecht und Körper:

  • Untersuchungen der geschlechtserzeugenden Attribute und Codes durch Körper (Doing Gender durch Körper)
  • theatrale oder ästhetische Strategien der Verkörperung, Inszenierung und Wahrnehmung von Geschlecht (durch Nacktheit, Bewegung, Mimik, Gestik, Sprache, Stimme, Kleidung/Kostüme, Cross-Dressing/-Voicing, Medientechnologien, Objekte/Dinge) in unterschiedlichen Theaterformen (Theater, Tanz, Oper, Performance, Kleinkunst)
  • Gender Performances im postmodernen und zeitgenössischen Tanz, im postdramatischen Theater oder in der Performancekunst
  • Inszenierungen von Trans*, Inter, Genderqueerness, Agender
  • Untersuchungen von Körperpolitiken, damit auch das Verhältnis von Kritik und Norm, von Subversion und Affirmation bei Geschlechterdarstellungen und -inszenierungen in den darstellenden Künsten sowie auch in Subkulturen, in Medien, bei Festen, Ritualen oder Konzerten
  • Prozesse des Undoing Gender durch Körper    

4. Vergleichende Perspektiven:

  • Geschlechterinszenierungen in kulturvergleichender und transnationaler Perspektive
  • Differenzen und Ähnlichkeiten von Geschlechterinszenierungen in verschiedenen Kunstformen (Theater, Literatur, Musik, Malerei, Fotografie, Installations- oder Videokunst), zwischen Theater und unterschiedlichen Medien (Film, Radio, TV, Internet) oder zwischen Theater und Populärkultur

5. Gender im Zusammenhang mit aktuellen Theoriefeldern oder Problemstellungen:

  • Einführungen in aktuelle Theoriedebatten wie Material Feminism, Posthuman Studies, Affect Studies
  • Verortungen von Gender im Zusammenspiel mit anderen Kategorien (sex, race, age, class, dis/ability u.a.) und damit im Kontext von Theorien der Intersektionalität und Diversität
  • Konzepte des Reenactments, der Gegenerinnerungen sowie der feministischen und queeren Archive
  • Verhältnis von Gender und Ökonomie, Geschlechterinszenierungen im Kontext von Neoliberalimus und Globalisierung

 

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Integration der Inhalte der Geschlechterforschung in das Curriculum:

Inhalte der Geschlechterforschung sollten idealerweise in allen Modulen der Theaterwissenschaft während aller Studienphasen integriert werden. Gleichzeitig ist es sinnvoll, ein Gender-Modul in die Basisphase des Studiums der Theaterwissenschaft fest zu verankern, um sicher zu stellen, dass grundlegendes Wissen und Methoden der Gender Studies an alle Studierenden vermittelt werden. Ein solch einführendes Gender-Modul umfasst die Vermittlung von fachspezifischem theoretischem, historischem und methodischem Wissen in den Bereichen Theater-, Tanz-, Medien- und Kulturwissenschaft, und eröffnet damit auch interdisziplinäre Perspektiven. Bausteine eines solchen Moduls in der Basisphase können die oben beschriebenen Bereiche enthalten:

  • Theoretische Grundlagen und Methoden der Gender Studies
  • Gender in Theater- und Kulturgeschichte
  • Geschlecht und Körper
  • Vergleichende Perspektiven (Kulturen, Künste, Medien)
  • Gender im Zusammenhang mit aktuellen Theoriefeldern

Diese Bausteine sind je nach Studienphase erweiterbar und in Aufbau- und Vertiefungsmodule integrierbar; ein weiteres, im Wahlbereich verankertes Gender-Modul in der letzten Phase des Studiums erscheint darüber hinaus sinnvoll zur Vertiefung der Kenntnisse, zur Erweiterung des Wissens und analytischer Kompetenzen sowie zur Vorbereitung der Abschlussarbeit.

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Studienphase:

Gender-Aspekte sollten im Laufe des gesamten Studiums integriert werden. Wichtig ist, geschlechterwissenschaftliche Kompetenzen und Wissen bereits in den ersten beiden Semestern oder in der Einführungsphase zu verankern und darauf aufbauend weiterführende und vertiefende Seminare im Verlauf des Studiums anzubieten. In der letzten Studienphase ist eine Schwerpunktsetzung/Wahlbereich zu Gender sinnvoll.