Fach:
Architektur, Städtebau
Fächergruppe/n: Ingenieurwissenschaften
Die Thematisierung von Geschlechterfragen in der Architekturausbildung soll den Studierenden vor Augen führen, wie die kulturelle Konstruktion von Geschlecht das Berufsbild der Architektin bzw. des Architekten, den Diskurs und die Theorie der Architektur sowie die Planung und Realisierung von Bauten und Städten beeinflusst. Die Ziele und Hintergründe der Frauen- und Geschlechterforschung unter besonderer Berücksichtigung der kritischen Analyse von Raum, Architektur (vor allem Wohnungsbauten und öffentliche Bauten) und Urbanistik werden damit im Studium repräsentiert und verankert.
Da komplexe Bauvorhaben in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von ExpertInnen entwickelt werden müssen, ist der Erwerb von "Soft Skills" eine Voraussetzung für einen gleichberechtigten und vorurteilsfreien Umgang mit allen Beteiligten im Planungsprozess und sollte zu einem festen Bestandteil des Architekturstudiums werden.
In Hinblick auf die zunehmende Globalisierung des Architekturberufes muss den Studierenden auch die Kenntnis der Raumaneignung und -nutzung in anderen Kulturkreisen im Zusammenwirken von Faktoren wie Geschlecht, Klasse, Ethnie und sexueller Orientierung vermittelt werden.
Die Einbeziehung der Geschlechterforschung in das Curriculum "Architekur und Städtebau" konzentriert sich auf vier Schwerpunkte:
Handlungs- und Praxisfelder:
Architektur beschäftigt sich mit der komplexen Gestaltung/Organisation von Raum. Da das Studium dieser Disziplin ein sehr breites Spektrum umfasst – von geisteswissenschaftlich orientierten Fächern wie Architekturgeschichte und Architekturtheorie über künstlerische Gestaltung, Gebäudelehre und Entwurf bis hin zu angewandter Technik und Projektmanagement – soll in möglichst vielen Phasen des Studiums und in unterschiedlichen Veranstaltungen eine Sensibilisierung und ein Verständnis für Gender-Fragen vermittelt werden.
Architekturgeschichte und -theorie:
Projekt- und Baumanagement:
Gebäudelehre, Entwerfen:
Tragwerkslehre, Baukonstruktion:
CAD, neue Medien:
Städtebau:
Begleitende Veranstaltungen (offene Vortragsreihen) mit Frauen und Männern aus der Theorie und Praxis müssen paritätisch besetzt sein.
Im Bachelorstudium sollte in einem Gender-Modul (Gender und Architektur) in der Anfangsphase des Studiums (1.–3. Semester) ein fundierter Überblick über die vielen Dimensionen der Gender-Thematik gegeben werden, damit das entsprechende Wissen während des späteren Studiums und im Praktikum angewendet werden kann. Darüber hinaus sollten die Gender-Aspekte, wie oben dargestellt, in den jeweiligen Modulen vertieft und in zusätzlichen Lehrveranstaltungen (z. B. Gebäudeanalysen, Forschungen zu ArchitektInnenbiographien) angeboten werden.
Die Beschäftigung mit Gender-Aspekten sollte unbedingt innerhalb des Masterstudiengangs fortgesetzt werden. Die Erfahrung zeigt, dass Studenten und vor allem Studentinnen zu diesem zweiten Studium oft ihre Kenntnisse aus der Praxis oder aus einem Auslandsaufenthalt mitbringen; sie suchen deswegen bewusst Mittel, die Erfahrungen, die sie außerhalb der Hochschule erworben haben, in Bezug auf Gender-Fragen kritisch zu hinterfragen und zu analysieren.
Dazu sollte im Masterstudium ein weiteres Gender-Modul angeboten werden. Hier können ausgewählte Themen der Gender-Forschung ausführlich präsentiert, diskutiert und als Basis für weitere Forschungs- oder Seminararbeiten herangezogen werden. Die Inhalte des Gender-Moduls sollten an die inhaltliche Eingrenzung des jeweiligen Master-Studienganges (z. B. Bauen im Bestand, Städtebauliches Entwerfen; Bau- und Projektmanagement) angepasst werden. Eine Vertiefung in Gender-Theorie ist wünschenswert. In diesem Zusammenhang können Bibliographien zu Gender-Themen aus den Fachrichtungen Architektur, Design, Bauingenieurwesen, Kunstgeschichte, Soziologie und Wirtschaftswesen zusammengestellt und öffentlich gemacht werden. Darüber hinaus sollte auf Stipendien im Bereich der Gender-Forschung hingewiesen werden.