Fach:
Nachhaltigkeitswissenschaften, Umweltwissenschaften
Fächergruppe/n: Ingenieurwissenschaften
Konzepte und Methoden, wissenschaftliche Zugänge, Ansätze, Verfahren und Ergebnisse der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung sollen aus der Genderperspektive kritisch analysiert und bewertet werden. Die Grundlagen feministischer (Natur-)Wissenschaftstheorie, Umwelt-, Technik- und Nachhaltigkeitsforschung sowie ökonomiekritischer Ansätze sollen vermittelt werden. Dabei gilt es, die Bedeutung der Kategorie Gender (sowie anderer gesellschaftlicher Differenzierungen wie Schicht und Ethnie) in wissenschaftlichen Analyse- und Bewertungsverfahren sowie für die Generierung umwelt- und nachhaltigkeitspolitischer Konzepte, Strategien und Maßnahmen zu verstehen. Dieses Verständnis soll auf eigene wissenschaftliche Arbeitsergebnisse angewendet werden können. Zentrale Lehr- und Studienziele sind somit Reflexions- und Kritikfähigkeit als Basis für die Befähigung zum eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten in inter- und transdisziplinären Themen- und Forschungsfeldern der Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der Frauen- und Geschlechterforschung.
Zentral für die Vermittlung der Bedeutung der Kategorie Gender in den Umweltwissenschaften ist das Verständnis von Zusammenhängen und Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Natur- und Geschlechterverhältnissen. Für die Formulierung der Lehrinhalte bedeutet dies, dass neben anwendungsorientierten Fragen der – aus Genderperspektive – kritischen Umweltforschung (bspw. auf Themenfelder wie Stoffströme und Produkte, Ressourcenplanung und Naturschutzmanagement) ein Grundverständnis ausgebildet wird, wie Gender als kritisch-analytische und konzeptionelle Kategorie auf umwelt- und nachhaltigkeitswissenschaftliche Themenfelder angewendet werden kann:
Für den Bereich der (Natur-)Wissenschaftstheorie sind insbesondere folgende Beiträge der Frauen- und Geschlechterforschung zu nennen:
Für den Bereich der (angewandten) Umweltwissenschaften sind insbesondere folgende Beiträge der Frauen- und Geschlechterforschung zu nennen:
Der Bereich Nachhaltigkeitswissenschaften weist zahlreiche Überschneidungen zu den bislang genannten Themenfeldern in der Wissenschaftstheorie (bspw. Inter- und Transdisziplinarität, vermittlungstheoretische Ansätze zu Gesellschafts-Natur-Verhältnissen) und in den Umweltwissenschaften auf. Der politische Nachhaltigkeitsdiskurs und die wissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung zeigen jedoch zusätzlich explizite Bezüge zu Genderdiskursen auf (auch umgekehrt liegen eigenständige Positionen zu Nachhaltigkeit aus Genderperspektive vor), die über die oben genannten Lehrinhalte hinausweisen bzw. die auf der Kategorie Geschlecht beruhende Integrationsperspektive auf sozial-ökologische Zusammenhänge verstärken. In diesem Bereich sind daher insbesondere folgende Beiträge einer genderorientierten Nachhaltigkeitsforschung von Interesse:
Den Studierenden soll die Möglichkeit gegeben werden, zusätzlich zu fachdisziplinären Methoden der Umwelt- und Naturwissenschaften weitere Methodenkompetenzen zu erwerben, um die Kategorie Gender (sowie anderer gesellschaftlicher Differenzierungen wie Schicht und Ethnie) z. B. in umweltwissenschaftliche Analyse- und Bewertungsverfahren sowie in umwelt- und nachhaltigkeitspolitische Konzepte, Strategien und Maßnahmen einbringen zu können. Ergänzend sollen daher folgende methodische Zugänge vermittelt werden:
Bei den vorgestellten Themenbereichen handelt es sich nicht um abgeschlossene Forschungsfelder. Beiträge und Forschungen beziehen sich u. a. auf genderorientierte Ansätze zu Ressourcenplanung und -management. Sie stellen erste Ansatzpunkte dar, bspw. für die Umsetzung einer an Nachhaltigkeitskriterien bemessenen und vorsorgeorientierten Wassernutzung, für eine gendersensible Forschungsarbeit und Politikgestaltung im Themenfeld Energieversorgung und Immissionsschutz sowie für mögliche geschlechterspezifische Wirkungen des europäischen Emissionshandelssystems. Aktuelle Beiträge beziehen sich auch auf genderorientierte Ansätze im Bereich Naturschutz, Naturschutzkonzeptionen und -management, bspw. zu Naturbildern und Vorstellungen des Schützenswerten und deren geschlechtlichen Kodierungen oder zur Relevanz von Geschlechteraspekten für die Arbeitszusammenhänge von Umwelt- und Naturschutzverbänden und Organisationen. Für diese Schnittfläche relevante Beiträge kommen insbesondere auch aus der sozial-ökologischen Forschung, in der mit inter- und transdisziplinären Ansätzen sowie integrativen Ansprüchen Umweltprobleme analysiert und zu Gesellschaft und Natur in Beziehung gesetzt werden.
Genderaspekte sind Querschnittsthemen und wirken in vielen Bereichen. Die Ergebnisse der Frauen- und Geschlechterforschung sowie Perspektiven auf Gender sollten daher grundsätzlich in umwelt- und insbesondere in nachhaltigkeitswissenschaftliche Lehrangebote umfassend integriert werden. In den naturwissenschaftlichen Fächern sollen sowohl die Grundlagen kritischer Wissenschaftstheorie aus Genderperspektive (z. B. ‚Objektivität‘) als auch disziplinspezifische wissenschaftstheoretische Positionen aus der Frauen- und Geschlechterforschung vermittelt werden. Des Weiteren empfiehlt sich die Integration der vorgenannten Inhalte in problembezogene und projektorientierte Lehrveranstaltungen.
Ergänzend sind spezifische Gender-Module anzubieten, deren Umfang und Gewichtung an die Ausrichtung der Studiengänge – umwelt- oder nachhaltigkeitswissenschaftlich – sowie an den spezifischen Zuschnitt des jeweiligen Studiengangs anzupassen sind:
Die bisher ausgeführten Inhalte sollten vordergründig in die grundständigen (Bachelor-)Studiengänge einbezogen werden. Das Modulelement ‚Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit‘ sollte in Abhängigkeit vom Zuschnitt des jeweiligen Studienganges unterschiedlich gewichtet werden. Die anderen Themen sollten im zweiten und dritten Studienjahr gelehrt werden (Vertiefungsphase).
In Masterstudiengängen ist insbesondere eine Vertiefung in forschungsorientierten Modulen/Modulelementen sinnvoll, die Gender als einen konzeptionellen Zugang zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen nutzen. Alle Angebote sollten nach Möglichkeit projektorientiert angelegt werden oder projektorientierte Elemente einschließen.