Fach:
Europäische Wirtschaft, Volkswirtschaftslehre
Fächergruppe/n: Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Geschlechterunterschiede in ökonomischem Verhalten und wirtschaftlichem Erfolg sowie deren Einflussfaktoren analysieren und diskutieren. Den Zusammenhang zwischen Geschlecht und Ökonomie sowohl mit Hilfe konventioneller als auch heterodoxer ökonomischer Theorien beleuchten und empirische Evidenz kennenlernen.
Viele Textbücher und selbst erstellte Übungsaufgaben reproduzieren Stereotype und verstärken unterbewusste Wahrnehmungsverzerrungen (nicht nur in Bezug auf Geschlecht, sondern auch in anderen Dimensionen, wie Ethnie). Das Fehlen von weiblichen Identifikationsfiguren in der ökonomischen Lehre kann dazu führen, dass weniger Frauen Interesse an diesem Forschungsfeld haben. Eine sehr einfache Maßnahme, um jedes beliebige Thema inklusiver zu gestalten ohne ein gesamtes Lehrbuch umschreiben zu müssen, ist das Austauschen von Namen und Pronomen in den verwendeten Beispielen.
Neben der unzureichenden Repräsentanz von Frauen in Lehrbeispielen ist auch die Reproduktion von Geschlechterstereotypen ein Problem. Die nachfolgende Liste enthält nur einige ausgewählte Negativbeispiele von scheinbar harmlosen Geschlechterklischees, die auch heute noch vielfach unreflektiert in der ökonomischen Lehre verwendet werden:
Zum Hintergrund:
Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Stevenson & Zlotnick (2018) analysierte die Darstellung von Frauen in einführenden ökonomischen Lehrbüchern und kodierte jede angeführte reale oder fiktive Person in den acht verbreitetsten Büchern in den USA. Trotz des erklärten Ziels, die Grundlagen der Wirtschaftstätigkeit und das Verhalten von „Individuen, die die Wirtschaft ausmachen“ (Mankiw, 2018, zitiert in Stevenson & Zlotnick, 2018, S. 180) zu erklären, zeigen diese Bücher tatsächlich eine männerdominierte Wirtschaft: weniger als 20 Prozent der genannten Personen sind weiblich (Stevenson & Zlotnick, 2018, S. 182). Darüber hinaus treten Männer und Frauen in unterschiedlichen Kontexten auf und führen verschiedene Arten von Tätigkeiten durch: „Men are more likely to be analyzing or making a decision, and in agriculture, business, sports, and policy. Women are more likely to have a decision being made for them. Women are more likely to be engaging in a domestic setting, or in education or entertainment. Finally, women—or female pronouns—are less likely to be used in a numeric example" (Stevenson & Zlotnick, 2018, S. 184). Eine ähnliche Erhebung existiert für den deutschsprachigen Raum: Beblo (2018) entwickelt einen Gender-Test, der Lehrbücher darauf testet, ob sie geschlechtersensible Sprache benutzen, die Kategorie Geschlecht inhaltlich thematisieren und dabei nicht lediglich Geschlechterklischees (Männer als Referenz-, Frauen als Problemgruppe) reproduzieren. Beim Testen von acht häufig verwendeten Lehrbüchern auf diese Kriterien kommt sie zu dem Ergebnis, dass die Hälfte der Bücher sprachlich Frauen einzuschließen versucht oder konsequent in neutraler Form formuliert, drei der Bücher Geschlecht als ökonomisch relevante Kategorie thematisieren (jedoch lediglich im Bereich von Arbeitsangebotsentscheidung und Haushaltsproduktion), dabei aber weiterhin Männer die Referenzkategorie bilden. Keines der von Beblo (2018) geprüften Bücher besteht den Test vollständig.
Geschlecht ist eine relevante Kategorie in fast allen Subdisziplinen der Volkswirtschaftslehre. Obwohl Genderökonomik sich in den letzten Jahren als eigenständiger Forschungsbereich etabliert hat, berührt dieser jedoch auch eine Reihe von Themen, die in konventionellen ökonomischen Kursen gelehrt werden:
Zu den relevanten Analyseinstrumenten zählen unter anderem:
Mithilfe der unten aufgeführten Lehrbücher ist das Integrieren und Diskutieren von geschlechtsspezifischen Aspekten prinzipiell in jedem ökonomischen Kurs möglich (und sinnvoll!). Darüber hinaus können Kurse wie “Ökonomie und Geschlecht” einen tieferen Einblick in geschlechtsspezifische Aspekte ökonomischer Themen bieten. Weltweit unterscheiden sich Männer und Frauen in ökonomischem Verhalten und wirtschaftlichem Erfolg. Der Kurs “Ökonomie und Geschlecht” bietet Methoden, um diese Unterschiede aus einer ökonomischen Perspektive zu analysieren und zu erklären. Solch ein Seminar/Vorlesung könnte beispielsweise folgende Inhalte abdecken:
In jeder Phase: Vermeiden der Reproduktion von Geschlechterstereotypen, eine Gender-Perspektive und die Berücksichtigung von Genderaspekten in den spezifischen Lehrmaterialen ist von der allerersten Einführung in die Volkswirtschaftslehre und über das gesamte Studium hinweg wichtig.
Zweites Bachelorjahr und darüber: Ein alleinstehender Kurs “ Ökonomie und Geschlecht ” kann an alle Jahrgänge angepasst werden.