Fach:
Bauingenieurwesen
Fächergruppe/n: Ingenieurwissenschaften
Die geschlechtergerechte und diversitätssensitive Ausgestaltung von Studiengängen birgt Herausforderungen und Chancen gleichermaßen. Dabei gilt es nicht nur, die wissenschaftliche Ausbildung möglichst geschlechter- und diversitätsgerecht zu gestalten, sondern auch, Wissen und Konzepte der Geschlechter- und Diversitätsforschung in die Curricula der Studiengänge zu verankern. Die fachspezifischen Lehrziele der Geschlechterforschung und Entwicklung von Gender-Kompetenzen sind in drei Stufen zu differenzieren:
Die Inhalte der Geschlechterforschung sollen mit Hilfe eines partizipativen, interdisziplinären, forschungs- und anwendungsorientierten Ansatzes vermittelt werden. Anwendungsorientierte Lehrkonzepte befähigen die Studierenden dazu, innerhalb eines praktischen Forschungsprojektes zu arbeiten und motivieren sie, eigene Lösungsansätze zu entwickeln. Über Case Studies aus den unterschiedlichen Vertiefungsbereichen lernen Studierende das erworbene Gender- und Diversity-Wissen in Projektarbeit (z. B. im Bereich Infrastruktur, Wasserwirtschaft, Projektmanagement) anzuwenden und zu präsentieren. Der Arbeitsprozess der interdisziplinär zusammengesetzten Teams wird von den Lehrenden moderierend und unterstützend begleitet, sodass auch Schlüsselqualifikationen in den Bereichen Moderation, Kommunikation und Präsentation den Studierenden vermittelt werden können.
Die Vermittlung von Gender- und Diversity-Perspektiven und deren Einbezug in Technikgestaltung ist dabei ein wichtiges Element für eine nachhaltige Technikentwicklung, die neben der ökologischen und ökonomischen Perspektive auch die Dimension der sozialen Nachhaltigkeit adressiert und damit zu einer sozial verantwortlichen Ingenieurausbildung beiträgt.
Eine Schwierigkeit für viele Studierende der Technikwissenschaften ist die empfundene Fachfremdheit des Gender- und Diversity-Themenkomplexes, der eher abstrakt und isoliert von ihrer eigenen Tätigkeit wahrgenommen wird.
Um den Studierenden die Zusammenhänge von Technik und Gesellschaft nahezubringen, bildet ein anwendungs- und forschungsorientierter Ansatz einen wichtigen Baustein des Lehrkonzeptes. Anhand der engen Verzahnung von Forschung und Lehre werden Inhalte, die einen hohen Praxisbezug aufweisen, sowie interdisziplinäre Perspektiven vermittelt.
Um Studierende bei der Verortung der gewonnenen Erfahrungen zu unterstützen und diese nachhaltig in ihrem Wissen zu verankern, werden diese im Rahmen von kritischen Diskussionen in verschiedenen Lehrveranstaltungen ethisch reflektiert. Die Fähigkeit zum selbstständigen Arbeiten sowie zu wissenschaftlichen Arbeitsweisen werden insbesondere durch die Entwicklung von Lösungsansätzen in Gruppenarbeiten angeregt und erprobt.
Die Vermittlung von Genderkompetenzen sowie das Erwerben von Schlüsselqualifikationen sind im Bachelor-Studiengang vorzusehen. Sinnvoll ist eine möglichst frühe Vermittlung dieser Inhalte (in den ersten Semestern), damit die erworbenen Fähigkeiten schon während des Studiums und nicht erst in der Berufspraxis angewandt werden können.
Die Inhalte der fachspezifischen Genderforschung sind in der Bachelor-Phase ab dem 2./3. Studienjahr zu vermitteln. In fächerspezifischen Masterveranstaltungen sollten interessierte Studierende die Möglichkeit haben, ihr im Bachelor erworbenes Gender- und Diversity-Wissen auf Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu übertragen und umzusetzen.
Über das Angebot von Bachelor- und Masterarbeiten, in denen bauingenieurwissenschaftliche Fragestellungen unter Einbeziehung von Gender- und Diversity-Perspektiven erstellt werden können, zeigt das Fach die Bedeutung, die diesen Themen für eine sozial verantwortliche Ingenieurausbildung beigemessen wird.