Fach:
Gesundheitswissenschaften, Pflegewissenschaft
Fächergruppe/n: Humanmedizin/ Gesundheitswissenschaften
Im Studium werden pflege- und gesundheitsrelevante theoriebasierte Grundlagen, empirische Erkenntnisse und methodische Konzepte unter besonderer Berücksichtigung der Frauen- und Geschlechterforschung vermittelt.
Die Studierenden kennen Rolle und Handlungslogik der unterschiedlichen Berufe/Handlungsfelder im deutschen Gesundheitswesen unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen gesellschaftlicher und berufsfeldbezogener Geschlechter- und Machtverhältnisse im Zusammenhang mit Gesundheit/Krankheit entlang der Lebensspanne.
Sie lernen die Bedeutung geschlechtsspezifischer Aspekte im Kontext beruflichen Handelns kennen, analysieren und reflektieren diese. Weiterhin lernen sie professionelle Grundlagen von Pflege, Krankheit, Gesundheit, Sorgearbeit, Bewältigung und Interaktion als zentrale Kategorien ihrer Berufsfelder kennen und anwenden. Das Studium zielt ab auf reflektierte berufliche Handlungskompetenz unter Berücksichtigung folgender Schwerpunkte bzw. Kriterien: adäquate und gerechte Versorgung, Patient_innen- und Bewohner_innenorientierung, Pflegewissenschaft und –praxis, Ethik und Fürsorge, Qualitätsentwicklung, Ökonomie und Gesundheitsförderung.
Genderbezogene Aspekte sind eng mit zentralen Fragen von Gesundheit, Krankheit, Versorgung und Pflege verknüpft. Sie lassen sich in den Disziplinen Pflege- und Gesundheitswissenschaften sowie den benachbarten Disziplinen Pflegemanagement und –pädagogik an zahlreichen Stellen finden. Eine fundierte Auseinandersetzung setzt bei der Frage nach der systematischen und vor allem adäquaten Gestaltung des Handlungsfeldes von Frauen an, die Sorgearbeit leisten bzw. Begleitung, Unterstützung oder Pflege benötigen. Hierbei geht es primär um Partizipation vs. Benachteiligung von Frauen. Diese Perspektiven sind Gegenstand der pflege- und gesundheitsbezogenen Frauen- und Geschlechterforschung.
Im theoretischen Bereich sind insbesondere folgende Beiträge zu nennen:
In einer Zeit, da die Halbwertzeit von Wissen tendenziell kurzlebig ist, erhebt die o. g. Themenzusammenstellung nicht den Anspruch auf ein abgeschlossenes, sondern vielmehr auf ein zukunftsoffenes und anschlussfähiges Konzept, das in einem wissenschaftlichen Diskurs veränderungsfähig ist.
Geschlechterstrukturen und ihre Folgen in Pflege- und Gesundheitsberufen sind oftmals eher ungeplant und zeigen sich u. a. in Form von unbewusst habitualisierten Verhaltensmustern, über die grundlegend im Studium informiert wird, damit Studierende auf dieser Basis gegensteuern und sich aktiv in gendersensible Aushandlungs- und Definitionsprozesse einbringen können.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Phänomenen Krankheit, Gesundheit und Pflege impliziert durchgängig grundlegende Genderbezüge: im historischen Rückblick auf die Entdeckung und Beforschung von Krankheiten, in der Geschichte der Medizin und der Pflege, in der Entwicklung pflegewissenschaftlicher Theorien und Modelle, in der Rezeption von Unterschieden bei Krankheits- und Pflegeverläufen, in der (Un-)Möglichkeit der Diskriminierung, in der Wahrnehmung gesellschaftlich hochgradig relevanter Sorgearbeit entlang der Lebensspanne, in der (ungewollten) Reproduktion sozialer Ungleichheit im Gesundheitswesen sowie in der Deutung und Anwendung pflegewissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Weiterhin weisen pflegewissenschaftliche Ziele und Inhalte im Curriculum vielfältige Verbindungen auf zu unterschiedlichen Bezugswissenschaften. Der Zugang von Frauen und Männern zu den o. g. Themen folgt unterschiedlichen geschlechtsspezifischen Mustern der Lernbiografie, der Erfahrung und des Aneignungsverhaltens. Insofern ist der Geschlechteraspekt als ein zentrales Querschnittsthema zu betrachten, das allerdings in den jeweiligen Modulen einer expliziten Thematisierung bedarf. Alternativ ist sowohl für ein Bachelor- als auch für ein Masterstudium ein fachspezifisches „Gender-Modul” ausdrücklich zu empfehlen.
Das Modulelement Professionalisierung unter besonderer Berücksichtigung der o. g. Aspekte mit Fokus auf Genderbezüge soll grundlegend in einem Bachelor-Studium einführend vermittelt werden, ebenso die kompetente Gestaltung von Interaktionen zwischen akademisch qualifizierten Fachkräften, pflege- bzw. hilfebedürftigen Personen und ihren Angehörigen (professionelle Interaktions- und Beziehungskompetenz). Weiterhin notwendig sind Elemente von Selbst- und Fremdbild in einem traditionell primär von Frauen gewählten Berufsfeld sowie eine fundierte Auseinandersetzung mit gendergerechter Sprache.
Die weiteren Inhalte sind prinzipiell sowohl im Bachelor- als auch im Master-Studium von Bedeutung. Als Vermittlungskriterien für den Bachelor können das Erwerben grundlegender Wissensbestände zu Gender als Querschnittselement in der Auseinandersetzung mit Gesundheit und Krankheit, das kritische Hinterfragen und reflektierte Anwenden bereits vorhandenen Wissens (Sach- bzw. Fachkompetenz) und erste Planungsschritte für theoriebasierte Interventionen in Pflegesituationen (Selbst- bzw. Lernkompetenz, Methodenkompetenz) gesehen werden.
Als exemplarisches Vermittlungskriterium für den Master gilt die Vertiefung der o. g. Wissensbausteine in Richtung reflektierter wissenschaftlicher Handlungs- und Forschungskompetenz. Dabei stehen zum einen beratende und schulende Kompetenzen (Beratungs- und Anleitungskompetenz), zum anderen analysierende und forschende Kompetenzen für die wissenschaftsbasierte Gestaltung von Innovationen im Vordergrund (Innovations- und Forschungskompetenz).